- Preußen: Preußisch-österreichischer Dualismus
- Preußen: Preußisch-österreichischer DualismusDer preußische König Friedrich Wilhelm IV. hatte die ihm von einer Delegation der Frankfurter Nationalversammlung angebotene Kaiserkrone zurückgewiesen und damit das Scheitern des Paulskirchen-Parlamentes eingeleitet. Jetzt versuchte er selbst, in Absprache mit anderen Monarchen, einen kleindeutschen Bundesstaat unter preußischer Führung aufzubauen und diese »Union« in einem erweiterten Bund mit dem Kaiserstaat Österreich zusammenzuschließen. Da jedoch Österreich sich seinen Plänen widersetzte und Russland Einspruch erhob, musste er in die Wiederherstellung des Deutschen Bundes von 1815 einwilligen und sich noch dazu damit abfinden, dass Österreich, wie bisher, den alleinigen Vorsitz innehatte.In Preußen wurde diese Abmachung von Olmütz, die Olmützer Punktation, 1850 als schwere diplomatische Niederlage empfunden. Fortan kam es im Deutschen Bund zu einem zähen Rivalitätskampf zwischen den beiden deutschen Großmächten, bei dem Preußen immer wieder seine durch die schnelle Industrialisierung rasch wachsende wirtschaftliche Macht, die noch durch den unter seiner Regie stehenden Deutschen Zollverein unterstrichen wurde, auszuspielen wusste.Neben diesen beiden Mächten gab es das »Dritte Deutschland«, die Mittel- und Kleinstaaten und die vier freien Reichsstädte mit zusammen 17,5 Millionen deutscher Bürger (Preußen hatte 17 Millionen Einwohner, Österreich-Ungarn 39 Millionen).Dieses »Dritte Deutschland« bemühte sich, im Deutschen Bund als eigenständige Kraft, als das »reine« Deutschland aufzutreten und selbstständige Politik zu machen. Aus Furcht vor einem Überhandnehmen der preußischen Militärmacht neigte diese Staatengruppe mehr zu einer Zusammenarbeit mit Österreich, andererseits forderten ihre wirtschaftlichen Interessen und die Attraktivität der wirtschaftlichen Verbindungen zur preußischen Industrie eine gemeinsame Politik mit Preußen.Zunehmend zeigte sich, dass im Deutschen Bund der Gestaltungsraum für zwei sich so unterschiedlich entwickelnde Großmächte zu eng war, zumal der preußische Gesandte am Bundestag, Otto von Bismarck, entschieden für die volle Gleichberechtigung Preußens mit dem Kaiserstaat eintrat. Nachdem er preußischer Ministerpräsident geworden war (1862), betrieb er ganz gezielt eine Politik, die zwangsläufig diesen unbefriedigenden Zustand des Dualismus über kurz oder lang beenden musste. Dabei schloss er auch eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld nicht aus. Bei Königgrätz 1866 (Deutscher Krieg) fiel dann diese Entscheidung zugunsten Preußens.
Universal-Lexikon. 2012.